Merkur-online.de - Januar 2004
Rüdiger Suchsland

Soldatenliebe

Ein verschneiter Winter in den israelischen Bergen. Yossi und Jagger sind junge Armee-Offiziere, die das Glück haben, ihren Militärdienst in dieser entlegenen, langweiligen Gegend zu absolvieren, nicht an der Front zu Palästina. Für etwas Abwechslung im tristen Alltag sorgt immerhin die in Israel geltende Wehrpflicht für Frauen.

Zwei hübsche Soldatinnen lassen die Herzen ihrer Kollegen höher schlagen - außer die von Yossi und Jagger. Dass beide ein schwules Paar sind, muss geheim bleiben: Zu konservativ sind trotz aller sonstigen Freizügigkeit die Ansichten der meisten.

Eine witzige Komödie über unschuldige Missverständnisse, Scham und private Geheimnisse ist dieser Film. Seit langer Zeit kommt mit "Yossi & Jagger" von Eytan Fox wieder ein israelischer Streifen in deutsche Kinos. Der Film, der bereits im "Panorama" auf der Berlinale lief, ist ein weltweiter Independent-Erfolg. Er zeigt den Militäralltag in Israel aus einer anderen Sicht - und zwar in einer Form, die vom dortigen Militär nicht finanziell gefördert wurde.

Über weite Strecken ist "Yossi & Jagger" eine Beziehungskomödie über die schwule Minderheit in der Armee. Aktuelle Politik und der latente Kriegszustand in Israel spielen nur am Rand eine Rolle. Daher kann man dem Film vorwerfen, bestimmte Aspekte der Zeitgeschichte auszublenden.

Dass "Yossi & Jagger" trotzdem ein starkes Provokationspotenzial birgt, glaubt man gern - gerade in einer traditionellen Gesellschaft, in der Macho-Werte dominieren und Männer wie Ariel Scharon politisch den Ton angeben. Daher ist der Film für alle, die mehr über Israel wissen wollen, empfehlenswert. Die Bereitschaft, zwischen den Bildern und Dialogzeilen zu "lesen" und die kleine, eher private Geschichte weiterzudenken, sollte man allerdings mitbringen.

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