Cineman.ch - Januar 2004 Senta van de Weetering
Zwei Männer im Schnee
”Yossi und Jagger” ist ein kurzer Film, der seine Geschichte in gerade mal 65 Minuten erzählt. Da bleibt keine Zeit für lange Umwege. Gradlinig zeigt Eytan Fox eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern im israelischen Militär. Sie funktioniert, weil die Schauspieler eine hervorragende Leistung erbringen.
In Israel ist der Militärdienst für Männer und Frauen gleichermassen obligatorisch. Das bedeutet, dass ein bedeutender Teil der Entwicklung junger Menschen in der Armee stattfindet, in der die wenigsten freiwillig dienen. Trotz dem buchstäblich todernsten Hintergrund - immer wieder sterben junge SoldatInnen im Militärdienst - findet auch hier ein Alltag mit Liebesabenteuern und Liebeskummer statt. Diese Themen greift der Film mit einer Reihe hervorragender DarstellerInnen auf.
Eytan Fox erzählt von der Liebe zwischen dem Kompaniechef Yossi, gespielt von Ohad Knoller, und einem Korporal, der von allen Jagger genannt wird, weil er wie ein Rockstar aussehe. Jagger wird vom beliebten israelischen Soap-Opera-Star und Frauenschwarm Yehuda Levi verkörpert. Die Geschichte verläuft ohne grosse Umwege: Yossi, der mehr auf seine Karriere bedacht ist als sein Freund, besteht zum Ärger von Jagger darauf, die Beziehung geheim zu halten. So suchen sie Gelegenheiten, um sich heimlich zu lieben. Eine ebenso lustvolle wie zärtliche Sex-Szene im Schnee gehört mit zu den schönsten des Films.
Ein zweiter Erzählstrang berichtet davon, dass Jagger auch auf Frauen anziehend wirkt. Die Funkerin Yaeli hat keine Ahnung davon, dass er schwul ist und verliebt sich unsterblich in ihn, während ihre Kollegin sich mit ihrem Vorgesetzten vergnügt.
Das Militär selber war wenig erfreut über die Pläne zu dem Film. Angeblich nicht deshalb, weil es sich um eine schwule Liebesgeschichte handelt, sondern weil sie sich zwischen einem Vorgesetzten und einem Untergebenen abspielt. Mit beidem hatte das Publikum keine Mühe: Der Film, der sich in einer grossen emotionalen Spannweite zwischen Fröhlichkeit und Trauer bewegt, wurde in Israel zum Überraschungshit beim jungen Publikum.
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