Schnitt.de - Januar 2004
Frank Brenner

Eine Liebe in Gefahr

Israel, ein Land im permanenten Kriegszustand, liefert den Hintergrund für ein etwas anderes Liebesdrama von Eytan Fox. Der in New York geborene israelische Regisseur schildert in ausgebleichten, erdigen Tönen eine Liebe zwischen einem jungen, extrovertierten Soldaten und seinem Kommandeur. Eine Episode, eine Momentaufnahme aus dem Alltag israelischer Soldaten, bei der kriegerische Auseinandersetzungen zunächst nur den Hintergrund, insgeheim aber auch die Basis und schließlich das Verhängnis einer Männerliebe bilden, die geheim bleiben muß und nur bei Patrouillen in der Abgeschiedenheit und Einsamkeit ausgelebt werden darf.

Fox' Film wurde mit einem Minimalbudget gedreht, und die andernorts manieristisch eingesetzte Handkamera erfüllt hier endlich mal wieder eine Funktion: Sie macht das Gezeigte auf wahrhaftige Weise authentisch. Das natürliche, durch und durch glaubwürdige Spiel der Akteure, unterstreicht darüber hinaus den Realitätsanspruch des Films, der nicht nur Behauptung bleibt. Dabei ist es völlig unerheblich, daß die Geschehnisse auf wahren Begebenheiten beruhen, denn der geradezu schon dokumentarische Stil von Eytan Fox' Inszenierung könnte auch aus einer fiktiven Geschichte etwas Authentisches machen.

Daß diese Liebe im Geheimen keine Chance hat, auch weil sie zusätzlich ständig der Gefahr des Krieges ausgesetzt ist, zeichnet sich schon durch so manche bedeutungsschwangere Unterhaltung im Vorfeld ab. Die überaus poetische Auflösung am Ende überrascht dann doch wieder und läßt die vage Hoffnung aufkeimen, daß Veränderung möglich ist. Der sensationelle Erfolg von "Yossi & Jagger" bei der Kritik und vor allem beim Publikum scheint diese Hoffnung zu bestätigen.

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